Ines Geipel Webseite

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Ines Geipel war berufener Olympiakader, lief diverse Jahresweltbestleistungen und einen damals so gültigen Clubstaffelweltrekord in 42, 20 s. Sie schied weder freiwillig noch aufgrund mangelnder Leistungen aus dem Leistungssport der DDR aus. Sie war ein Opfer der Staatssicherheit und Restriktionen ausgesetzt. Ihr wurde aus politischen Gründen die Promotion entzogen. Sie wurde als Einzige ihrer Seminargruppe nicht an einen Arbeitsplatz vermittelt, was für ein Universitätsstudium in der DDR verbindlich war.

Die hier dargestellten Dokumente belegen das auszugsweise.

In diesem Zusammenhang hat sich auch der vor kurzem verstorbene DDR-Bürgerrechtler und Politiker Werner Schulz geäußert (Beitrag weiter unten).

 

Berufener Olympiakader Los Angeles 1984

“Die Tochter Ines ist berufener Kader für die Olympischen Sommerspiele 1984 in Los Angeles.” Ministerium für Staatssicherheit, Hauptabteilung IV

Clubstaffelweltrekord

Ines Geipel lief diverse Jahresweltbestleistungen und einen damals so gültigen Clubstaffelweltrekord in 42, 20 s. Quelle: ADN

Verbannung aus dem Leistungssport

“Daraus folgt, dass die notwendigen Maßnahmen zur Beendigung der leistungssportlichen Entwicklung der Schmidt einzuleiten sind.” Operativinformation der KD Jena.

Operative Erkenntnisse

“Auf Grund der vorliegenden operativen Erkenntnisse zu der SCHMIDT, Ines wird ein weiterer Einsatz als NSW-Reisekader/Sport nicht bestätigt.”  Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv

Verbindungen zu politisch negativen Personen

“Ines Geipel wird als Reisekader für das NSA nicht bestätigt. …. die G. unterhielt umfangreiche Verbindungen zu politisch negativen Personen in Jena.” Hauptabteilung XX/3

Herauslösung aus dem Leistungssport

“Wenn dieser Einsatz (aus Sicht des MfS) nicht möglich ist, muss eine Herauslösung der Geipel aus dem Leistungssport der DDR durchgesetzt werden.” Hauptabteilung XX/3

Politische Haltung während des Studiums

“Zur anfänglichen offiziellen Förderung als Leistungssportlerin kamen sehr bald politisch motivierte Auseinandersetzungen und Restriktionen, die sich auf Frau Geipels Position in der kritischen Jenaer Studenten- und Kunstszene gründeten. Sie erhielt disziplinarische Verweise und wurde – was den Vorschriften widersprach – als einzige ihrer damaligen Seminargruppe nicht an einen Arbeitsplatz vermittelt.” Friedrich-Schiller-Universität Jena

Institutionelle Restriktionen während des Studiums

“Die von mir damals nachdrücklich unterstützte Fürsprache, sie als Aspirantin einzustellen, fand keine Unterstützung, vielmehr den politisch motivierten Widerstand der maßgeblichen Institutionen.” Prof. Dr. Helmut Brandt, Jena 1992

Zu Ines Geipels Aussagen vor der ZERV

Die Zeugenbefragung von Ines Geipel vor der ZERV war 1997.
Erst 1998 erschien Giselher Spitzers grundlegende Studie „Doping in der DDR. Ein historischer Überblick zu einer konspirativen Praxis“.

Erst mit ihr konnten die Systematik des DDR-Zwangsdopings sowie die persönlichen Sportgeschichten geklärt werden. Spitzers Studie wurde in der Folge zum Standard der Forschung, der juristischen Aufarbeitung, für die öffentliche Debatte sowie die Entschädigungspolitik der Bundesregierung.

Für den Sporthistoriker sind die Athletinnen und Athleten dabei in einem grundsätzlichen Sinn „Opfer eines diktatorischen Sportsystems“. Spitzers Positionen fanden in Gänze Eingang in die im Jahr 2000 stattgefundenen strafrechtlichen Dopingprozesse, die bis vors Bundesgericht gingen. Die Sportlerinnen und Sportler wurden als „Opfer eines staatlichen Zugriffs in einem diktatorischen System“ anerkannt, das Zwangsdoping galt als „hoheitliche Maßnahme“ und die Vergabe männlicher Steroide als „Beibringung von Gift“ sowie als vorsätzliche Körperverletzung“.

Ob minderjährig oder erwachsen: Der fehlende informed consent, die Uninformiertheit oder auch bewusst ausgebliebene Aufklärung über Neben- und Spätwirkungen der Dopingsubstanzen wurde zum Hauptkriterium bei der Feststellung der Schädigungen.

Im Beschluss des Bundesgerichtshofs vom 9. 2. 2000 wurden die DDR-AthletInnen als Opfer des Systems anerkannt, „da ihnen ohne Rücksicht auf ihren Willen eine sogar ihrem Wissen vorenthaltene Aufopferung ihrer Gesundheit durch Hinnahme von beträchtlicher gesundheitlicher Gefährdung abverlangt wurde.“

Im Berliner Prozess, in dem Ines Geipel Nebenklägerin war, spricht das Urteil bei allen von „Geschädigten“ in einem „totalitären Machtapparat“ und davon, dass „keine der Geschädigten über die Wirkungsweise dieser Tabletten sowie schädigende Nebenwirkungen aufgeklärt worden war.“

Erst nach den strafrechtlichen Prozessen war es Ines Geipel möglich, die eigene Krankenakte einzusehen. Aus ihr geht hervor, dass sie weit früher gedopt wurde, als bei der Zeugenvernehmung 1997 angenommen. Auch die Stasi-Opferakte setzte sich erst sukzessive zusammen. Unter diesen Voraussetzungen – der politischen wie persönlichen Aufarbeitung – ist ein Antrag auf Entschädigung vor dem Bundesverwaltungsamt gestellt und auch bewilligt worden.

Die Dopingvergabe war „staatliche Willkür“ und erfolgte anfangs ohne Wissen, später gegen den Willen. Trotz massiver Anwürfe bleiben diese Aussagen korrekt.

Annullierte Aufarbeitung – Das Rollback des Henrich Misersky in der Doping-Aufarbeitung

Von Werner Schulz

Den nachstehenden Beitrag hat Werner Schulz im Frühsommer 2022 der ZdF-Redaktion angeboten. Seine Arbeitsfassung traf am 31. Oktober 2022 ein. Für eine weiterführende Recherche wollte sich Werner Schulz noch an die Havemann-Gesellschaft und die Stiftung-Aufarbeitung wenden. Dazu kam es wegen seines plötzlichen Todes am 9. November 2022 nicht mehr. Die Redaktion hat einige Belege nachrecherchiert und eingefügt. Die Inhalte des Beitrages wurden nicht verändert.

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Stasi-Opfer fordert Akte nach Datenleck zurück

Von Sabine Adler und Norbert Pötzl

Die Akte eines Stasi-Opfers darf ohne dessen Wissen nicht an Dritte weitergegeben werden. So ist es im Gesetz niedergeschrieben. Dokumente aus der Akte der ehemaligen DDR-Sportlerin Ines Geipel sind als Foto aufgetaucht. Der Verdacht: Ein Leck in der Stasi-Unterlagenbehörde. Das hat nun Konsequenzen.

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Attacke aus der Nacht

Von Anno Hecker

Henner Misersky gilt als moralische Instanz des DDR-Sports. In der Dopingaufklärung kämpfte er an der Seite von Ines Geipel. Bis er anfängt, sie anzugreifen. Warum? Eine Annäherung.

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