Die Beschwerde von Ines Geipel beim MDR-Rundfunkrat vom 6. 2. 2023 zum Film „Doping – Dichtung“ von Uwe Karte
Prof. Ines Geipel, xxxxxxx, Berlin, e-mail: xxxxxxxxxxx
An den Mitteldeutschen Rundfunk
Rundfunkrat
04360 Leipzig
Nachrichtlich an MDR-Intendantin Prof. Dr. Karola Wille
Berlin, den 6. 2. 2023
Beschwerde
Sehr geehrte Damen und Herren,
am 31. 1. 2023 lief im MDR die als Dokumentation ausgewiesene Sendung „Doping – Dichtung“ von Uwe Karte. Gegen diese lege ich hiermit Beschwerde ein, da diese sowohl strafrechtlich, aber auch presserechtlich in wenigstens drei Punkten diejenigen Grundsätze verletzt, zu denen Sie sich in Ihrem Staatsvertrag selbst verpflichten. Unter Paragraph 8 Ihrer Angebotsgrundsätze geben Sie an, sich „der Wahrheit zu verpflichten“, in Ihren Angeboten „die Würde des Menschen zu achten“, sowie alle Informationsangebote „gewissenhaft zu recherchieren und wahrheitsgetreu und sachlich zu halten“. Des Weiteren verpflichten Sie Ihre Redakteurinnen und Redakteure, „zur Objektivität und Überparteilichkeit“ bei der Auswahl und Verbreitung von Nachrichten, die „dem Gebot journalistischer Fairness entsprechen“ sollen. Soweit Ihre Selbstverpflichtung. Und die Realität?
Der Filmemacher Uwe Karte hatte mich am 9. 11. 2022 für ein Interview angefragt. Dem konnte ich aus zwei Gründen nicht zusagen: Karte wollte einen Film machen, schrieb er, „wie aus langjährigen Mitstreitern (plötzlich) Prozessgegner werden konnten.“ Meine Antwort: „Den Meinungsäußerungsprozess gegen Misersky habe ich eröffnet, um mich ganz bewusst vor die Betroffenen zu stellen, die durch die Vehemenz der Attacken schwer retraumatisiert wurden. All das ist öffentlich. Der Prozess seit einem Jahr beendet. Insofern sehe ich keinen neuen Aspekt in dem Ganzen. Überdies bin ich seit nunmehr vier Jahren raus aus dem Feld. Alles, was danach erfolgte, ist nichts anderes als der Versuch, das Ganze in die Länge zu ziehen, um weiter diskreditieren zu können.“ Meinem Schreiben angehängt waren Presseveröffentlichungen, die die aktuelle Quellenlage hinsichtlich der laufenden Kampagne gegen den Dopingopferhilfeverein respektive mich, wie zu den Widersprüchen im Hinblick auf die Misersky-Biografie thematisierten, mit der Bitte, diese in Betracht zu ziehen.
Der zweite Grund, warum ich nicht bereit war, Herrn Karte ein Interview zu geben, lag schlicht in der Tatsache begründet, dass sich seine Filmberichte konsequent widerläufig zu den historischen Tatsachen im Hinblick auf den DDR-Sport bewegen. Staatliches Zwangsdoping, strafrechtliche Prozesse, der Kampf um Rehabilitierung der Opfer sind für ihn kein Thema, und Doping ein schlicht globales Phänomen, um dann im selben Atemzug, wie im Ankündigungstext seines Films zu behaupten, eine „Daten und Fakten orientierte Auslegung“ zum Thema zu liefern. Kurzum: Von journalistischer Fairness an meiner Arbeit und einer Analyse der laufenden Kampagne war nicht auszugehen, zumal Uwe Karte bereits im August 2022 einen faktenenthobenen Bericht zu mir und der Auseinandersetzung mit Henrich Misersky im MDR veröffentlicht hatte. Schon hier belegte er eindrücklich, dass ihm nicht daran gelegen ist, im Falle eines privaten äußerungsrechtlichen Prozesses Fakten und Meinungen auseinanderzuhalten. In Kartes Produktion darf denn auch der Hauptprotagonist Henrich Misersky am Ende unwidersprochen den Meinungsprozess zum Tatsachenprozess umdefinieren.
Trotz der Tatsache, dass ich keine Einwilligung zum Interview gegeben habe, hätte ich laut kürzlicher Rechtssprechung bekanntermaßen bei einer Verdachtsberichterstattung, die mit derart schwerwiegenden Betrugsvorwürfen aufwartete, vor der Ausstrahlung des Films die Gelegenheit erhalten müssen, konkret Stellung zu beziehen. Die Stellungnahme des Betroffenen muss sogar nicht nur zur Kenntnis genommen werden, sondern auch in der Berichterstattung sichtbar werden. All das ist eindeutig nicht geschehen, sodass ein gravierender Verstoß gegen das allgemeine Persönlichkeitsrecht sowie gegen das Presserecht vorliegt.
Der Film folgt der Konzeption, mich als exzessive Lügnerin und Betrügerin in allen Punkten aufzubauen, deren Biografie man, wie es im Film heißt, nun wie ein „Kartenhaus umschnipsen“ könne. Die Conclusio: Damit könne nun endlich die eigentliche Aufarbeitung des DDR-Sports beginnen. Die FAZ schreibt in ihrer Filmkritik: Der Film „macht sich samt MDR zum Instrument zweier Männer auf weißem Sofa, die vor allem eins im Sinn haben: Ines Geipel zu erledigen.“ Was man mittels stringentem Plot über 45 Minuten zu sehen bekommt, ist im Kern ein Vernichtungsvorstoß gegen die geleistete Aufarbeitung so vieler in diesem Feld. Ich bin darin lediglich die Stellvertreterin. Dennoch ist diese Attacke grob ehrverletzend und mich sowie meine Arbeit entwürdigend.
Zu den konkreten Vorwürfen im Film:
Ein Prozess, der vermeintlich Wahrheit und Fiktion klären will
- Im Teaser: „Der Fall Geipel – Misersky beschäftigt die Gerichte mehr als drei Jahre lang. Es geht um die Frage, was ist Wahrheit und was ist Fiktion.“
Der Prozess war ein rein äußerungsrechtlicher Prozess. Es wurde keine Wahrheit geklärt, es ging auch nicht um Tatsachen, sondern allein um die Frage, ob sich Henrich Miserskys Aussagen im Bereich der Meinungsfreiheit bewegen. Das tun sie, urteilte das Gericht nach zwei Prozessterminen, betonte aber ausdrücklich, dass dabei keinerlei Faktenbeurteilung stattfinden solle. Der Film fußt somit von vornherein auf einer Falschaussage, um im selben Atemzug darin wie selbstverständlich Themenbereiche zu verhandeln, die gar nicht Gegenstand des Prozesses waren. Dies gehört zur Konstruktion des Filmes, um dem Zuschauer zu suggerieren: Alles, was im Film zum Gegenstand wird, ist Teil des von Misersky in allen Punkten gewonnenen Prozesses, sei also durch Gerichte geprüft und beurteilt. Das ist vorsätzliche Täuschung des Zuschauers.
- „Vor allen Dingen haben wir ja auch Anrufe bekommen, wir sollten das unterschreiben, wir würden alles verlieren, wir wären chancenlos, mit mir war das aber einfach nicht zu machen … Ohne Vorwarnung erhielt ich dann eine Unterlassungsklage.“
Die Sequenz suggeriert, dass ich bei Henner Misersky angerufen oder ihn gar im Kontext des Prozesses bedroht hätte. Nichts davon ist wahr. Weder hat es einen Anruf, noch irgendeine Drohung gegeben. Es gab auch nicht von vorherein eine Unterlassungsklage. Es gab Mails meinerseits mit dem Versuch zu vermitteln. Sie blieben ohne Erfolg. Dann eine Abmahnung, in die Henrich Misersky zunächst einwilligte. Auch hier erfolgte keine Gegenfrage der Moderatorin, es gab auch keine Möglichkeit von mir, zu intervenieren.
Vermeintlicher Betrug mit Zahlen, um durch Opferarbeit Geld zu generieren
- „Komisch ist mir vorgekommen, dass sie angefangen hat, nach 1, 2 Monaten … mit den Zahlen zu manipulieren. Dann hat Geipel mehr oder weniger sinngemäß gesagt, damit verdienen wir mehr Geld. So kriegen wir ja kein Geld rein. Das müssen viel mehr sein. Wir brauchen mehr Zahlen. Da müssen doch viel mehr gewesen sein.
Das ist grundfalsch und bleibt eine Aussage ohne jeden Beleg. Es ist auch in der Sache völlig unsinnig, weil der DOH zu keiner Zeit Gelder über der Anzahl Dopingopfer generiert hat. Jedem Rechercheur wäre das klar gewesen. Es gibt keinerlei Nachfrage der Moderatorin, wie Uwe Trömer zu dieser Aussage kommt. Ich selbst bin nicht dazu gefragt worden. Der gravierende Vorwurf, durch Opferarbeit Geld zu ermöglichen, bleibt im Sinne des intendierten Lügenkonstrukts suggestiv im Raum stehen und ist ausgesprochen infam und schwerwiegend.
- „Dann kamen so Zahlen plötzlich in den Raum: 1000, 5000, Tote, 15 000 … Die hat entschieden, wir nehmen jetzt höhere Zahlen.“
Die ausgewiesenen Zahlen sind völlig korrekt und durch die konkrete Arbeit der DOH-Beratungsstelle wie der Landesbeauftragten bestätigt. Dass ich sie rein spekulativ in den Raum gestellt hätte, ist ohne Beleg. Das Zahlenspiel der Moderatorin an der weißen Tafel ist hochmanipulativ, denn es ging bei meinen Äußerungen nicht um Schadensanträge (dafür war der DOH nie zuständig), sondern um die konkrete Opferarbeit der Dopingopferhilfe. Es gibt keinerlei Nachfrage der Moderatorin, wie Uwe Trömer zu seiner Aussage kommt. Ich selbst bin nicht dazu gefragt worden. Der Vorwurf ist gravierend, unbelegt und bösartig, dient aber unmittelbar der Erzählstrategie des Films.
Vermeintlicher Betrug durch Selbsterhöhung trotz mangelnder sportlicher Leistung
- „Doch ihre Leistungen entwickelten sich nicht wie erhofft. 6, 12 Meter im Weitsprung – damit fehlten bis zum Weltrekord ein Meter.“
- „Doch trotz ihres enormen Ehrgeizes schafft sie es nicht, den Abstand zu den damals weltbesten Sprinterinnen in ihrer Jenaer Trainingsgruppe zu verkürzen.“
Meine Bestleistung im Weitsprung betrug 6, 78 Meter. Darüber hinaus war der Abstand im Sprint über die Jahre recht unterschiedlich. So belegte ich bei den DDR-Hallenmeisterschaften in Senftenberg 1984 mit 7, 24 s den dritten Platz. Über 100 Yards holte ich mit 10, 56 s Silber, siehe Wikipedia „DDR-Leichtathletik-Hallenmeisterschaften“. Diese Meisterschaften waren der entscheidende Saisonhöhepunkt für die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1984. Mit diesen Ergebnissen war ich berufener Olympiakader. Darüber hinaus gab es den Clubstaffelweltrekord mit 42, 20 s, auch wenn dieser Rekord heute nicht mehr geführt wird. Eine Zeit, für die man bei den letzten Olympischen Spielen noch Bronze gewonnen hätte. Dazu diverse Jahresweltbestleistungen in der Staffel. Ich habe kein Problem damit, dass es schnellere Läuferinnen gegeben hat, aber mit dieser Selektionierung und gezielten Auslassung wie im Film wird die Darstellung schlicht falsch. Hier werden Fakten verdreht und verschwiegen. Gezeigt wird allein, was meiner Überführung zum Betrug dienen kann. Auch hier keine Nachfrage, keinerlei Korrekturmöglichkeit meinerseits.
Vermeintlicher Betrug durch Doping, bzw. Dopingselbststeuerung
- „Was Henner Misersky meint, Ines Geipel hatte 2018 in einem Interview mit dem MDR folgendes geäußert: „Ich weiß es jetzt aus den Akten, und ich bin im Grunde sofort, als ich kam, ich war ja schon 17, mit dieser Legende: Du bist spät dran, du hast nicht viel Zeit, da hat man sofort mit der Chemie begonnen.“ – „Das heißt, Sie wussten damals gar nicht, dass Sie gedopt waren?“ – „Nee, zu dem Zeitpunkt nicht.“ – „Und das nach einem Jahreskonsum von 258 Dopingtabletten allein 1984“- so der Folgekommentar des Filmemachers Uwe Karte.
Das DDR-Doping war nicht Gegenstand des Meinungsprozesses, der im Film nach Aussage der Filmemacher nachgezeichnet werden soll. Dessen ungeachtet wird an der Stelle auf suggestive Weise eine Äußerung von mir zum Jahr 1977 unkenntlich gleichgeschaltet mit dem Jahr 1984. Zum Jahr 1984 bin ich nicht befragt worden. Die in der Folge eingeblendete ZERV-Akte von mir ist aus dem Jahr 1997 und damit vor jeder politischen wie persönlichen Klärung des Dopingkomplexes. Wie den Filmemachern bekannt sein dürfte, wurde er erst 1998 mit Giselher Spitzers grundlegender Studie „Doping in der DDR. Ein historischer Überblick zu einer konspirativen Praxis“ möglich, die Systematik der DDR-Zwangsdopings sowie die eigene Sportgeschichte zu klären. Spitzers Studie wurde in der Folge zum Standard der Forschung, der juristischen Aufarbeitung, für die öffentliche Debatte sowie die Entschädigungspolitik der Bundesregierung. Für den Sporthistoriker sind die Athletinnen und Athleten in einem ganz grundsätzlichen Sinn Opfer eines diktatorischen Sportsystems. Spitzers Positionen fanden in Gänze Eingang in die im Jahr 2000 stattgefundenen strafrechtlichen Dopingprozesse, die bis vors Bundesgericht gingen. Die Sportlerinnen und Sportler wurden in ihnen als „Opfer eines staatlichen Zugriffs in einem diktatorischen System“ anerkannt, das Zwangsdoping galt als „hoheitliche Maßnahme“ im Sinne staatlicher Willkür und die Vergabe männlicher Steroide als „Beibringung von Gift“. Egal, ob minderjährig oder erwachsen, die „Uninformiertheit“ – das heißt, der fehlende informed consent – über die Dopingfolgen wurde zum Hauptkriterium bei der Feststellung der Schäden. Im Beschluss des Bundesgerichtshofs vom 9. 2. 2000 wurden die DDR-AthletInnen als Opfer des Systems anerkannt, „da ihnen ohne Rücksicht auf ihren Willen eine sogar ihrem Wissen vorenthaltene Aufopferung ihrer Gesundheit durch Hinnahme von beträchtlicher gesundheitlicher Gefährdung abverlangt wurde.“ Im Berliner Prozess, in dem ich Nebenklägerin war, spricht das Urteil bei allen von „Geschädigten“ in einem „totalitären Machtapparat“ und vor allem davon, dass „keine der Geschädigten über die Wirkungsweise dieser Tabletten sowie schädigende Nebenwirkungen aufgeklärt worden war.“
Vom konkreten Sachverhalt der Strafrechtsprozesse, von der Frage staatlicher Willkür, der Tatsache, dass die Gerichte beim DDR-Staatsdoping ausdrücklich nicht zwischen minderjährigen und erwachsenen AthletInnen unterschieden und dass das besagte „nicht gewusst“ im Kern den fehlenden informed consent bedeutete, gab es bei Uwe Karte kein Wort. Er wollte den strafrechtlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Stand der Aufarbeitung zum DDR-Sport ignorieren.
- „Ich kenne ja Vernehmungsprotokolle von ihrem ehemaligen Trainer, der dort ganz eindeutig der Staatsanwaltschaft gegenüber gesagt hat in Thüringen, dass er die Geipel damit gefüttert hat und dass sie sich selbst noch versorgt hat damit.“
Die Dopingfrage war kein Gegenstand des Meinungsprozesses gegen Misersky. Gleichwohl habe ich im Jahr 2000 als Nebenklägerin im Berliner Dopingprozess zu den Vergaben an mich wie auch über meine Schädigungen im Gerichtsaal ausgesagt. Der Protagonist, der im Film unwidersprochen einen solchen Vorwurf gegen mich öffentlich machen kann, war in diesem Prozess gar nicht dabei. Er zitiert aus den Vernehmungen eines langjährigen Stasimanns und Dopingtrainers vor den Prozessen. Diese Trainer wurden als Täter angeklagt. Ihre Aussagen sind durchweg Abwehrstrategien, in diesem Fall: „Die Sportler wollten das Doping“. Das ist hinlänglich bekannt, und es nun Trömer ohne Einordnung zitieren zu lassen, ist bewusst grob verfälschend. In der wissenschaftlichen Studie von Jutta Braun und Michael Barsuhn „Zwischen Erfolgsgeschichte und Diktaturgeschichte. Perspektiven der Aufarbeitung im DDR-Sport in Thüringen“, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, 2015, wird in einem mittels Archivquellen verfassten Biogramm über mich klargestellt, dass die Staatssicherheit eine Dopinglegende zu mir aufbaute, die vier Stasispitzel im Club – darunter besagter Trainer Horst-Dieter Hille – zu gleicher Zeit streuten, um meine Sportkarriere zu beenden. In der Studie heißt es auf Seite 88: „Gleichzeitig versuchte die Staatssicherheit, die Athletin gezielt zu denunzieren. Nun behauptete Jürgen Falkenthal in seinen Stasi-Berichten, sie habe sich das neue, besonders starke Doping-Präparat „Sydnocarb“ besorgt – eine glatte Lüge, die jedoch gefährlich werden konnte, da Eigenmächtigkeiten von Athleten im Dopingbereich von der Sportführung streng geahndet wurden.“
Um es auf den Punkt zu bringen: Die gezielte Denunziation der Staatssicherheit zu DDR-Zeiten wird vom MDR im Jahr 2023 dazu benutzt, mich in neuer Runde öffentlich zu diffamieren. Was ist davon zu halten? Die Studie von Braun/Barsuhn ist seit acht Jahren öffentlich. Im Buch der beiden finden sich auch Biogramme zu Misersky und Trömer. Es ist gänzlich unwahrscheinlich, dass den Filmemachern diese Texte bei ihrer Recherche nicht begegnet sind. Warum auch hier die komplette Ausblendug der Tatsachen? Darüber hinaus bin ich auch zu dieser Falschdarstellung der vermeintlichen Selbststeuerung von Doping nicht befragt worden. Sie ist der blanke Unsinn.
Vermeintlicher Betrug als Olympionikin
- „Die Olympionikin Ines Geipel hat es nie gegeben. Zwar gehört sie zwei Jahre vor den Olympischen Spielen zu einem erweiterten Kaderkreis, die die DDR-Sportoberen gewohnt langfristig benennen, doch eine tatsächliche Nominierung für Olympia 1984 ist für die Sprinterin damals – Boykott hin oder her – aus Leistungsgründen völlig unrealistisch.“
Auch wenn im Film meine sportlichen Leistungen unentwegt in Zweifel gezogen werden – Tatsache ist, auch das ist eine grundsätzliche Falschaussage. Ich war berufene Olympionikin. Laut Vereinsunterlagen des SC Motor Jena wurde ich im Oktober 1982 als Olympiakandidatin für 1984 vorgeschlagen, mit dem Ziel: 1. Platz in der Sprintstaffel (Vorlage Sekretariat des DTSB der DDR vom 28. 10. 1982, Bundesarchiv). Im Mai 1984, zwei Monate vor den Olympischen Spielen, schrieb der Chef der Kreisdienststelle des MfS in Jena Harald Schleitzer an den Stellvertreter der Bezirksverwaltung Gera Hans-Jürgen Seidel, persönlich: „In der Anlage erhalten sie eine Information über die berufenen Olympiakader und potentiellen Olympiasieger des SC Motor Jena (geschwärzt), Schmidt, Ines, sowie (geschwärzt) und das (geschwärzt). Die genannten Sportlerinnen nehmen eine führende Position bei der Erfüllung von der Partei und Regierung vorgegebenen Zielstellung bei den OS 1984 in den USA ein.“ (BV MfS Gera, KD Jena OSL, Harald Schleitzer, an stell. Operativ OSL Seidel, persönlich, Gera vom 8.5.1984, OPK Ernesto). Der maßgebliche IM des SC Motor Jena, Jürgen Falkenthal, hielt in einem Bericht fest: „Eine Analyse in ihrer Struktur und ihrer Wettkampfleistung lässt vermuten, dass sie (Geipel) nächstes und übernächstes Jahr in der Lage ist, eine Zeit um 11 Sek. zu erreichen.“ (IM „Ilja Vogelberg“ vom 2.07.1984 an Gen. Krause, OPK Ernesto). Auch Vereinspräsident Werner Wehrstedt hält gegenüber dem für den SC Motor Jena zuständigen offiziellen Hauptamtlichem Mitarbeiter der Staatssicherheit Peter Krause Ende 1984 zu Ines Geipel fest: „Mit ihrem derzeitigen Leistungsbarometer wird sie ein zu beachtender Kader für die Saison 1985.“ (Information zu Geipel, Ines vom 29.12.1984, OPK-Ernesto). Ebenso äußert sich der Cheftrainer des SC Motor Jena, Dieter Lehner Ende 1984 zu Ines Geipel: „Ihr derzeitiges Leistungsvermögen ist sehr gut. Sie hat die Möglichkeit, sich im nächsten Jahr für die sportpolitischen Höhepunkte zu qualifizieren.“ (IMS Hans Schmidt [d.i. Cheftrainer Dieter Lehner]: „Informationen zur Leistungssportlerin Geipel, Ines vom 8.12.1984, OPK-Ernesto).
Vermeintlicher Betrug wegen Weltrekords und vermeintlicher Betrug im Sinne der Eigenpropaganda
- „Dieser angeblich vermeintliche Weltrekord. Auf der einen Seite lässt sich Frau Geipel dort rausstreichen, auf der anderen Seite kokettiert sie zu jeder Gelegenheit damit rum … Das war natürlich eine sehr clevere Öffentlichkeitarbeit für sich selber.“
Ich habe meine Bitte um Streichung des Clubstaffelweltrekordes (diesen Rekord gab es Mitte der achtziger Jahre, heute existiert er allein noch als bundesdeutscher Rekord) am 28. 7. 2005 formlos und ohne Öffentlichmachung an den Deutschen Leichtathletik-Verband gesandt, der meiner Bitte trotz öffentlicher Debatte zunächst widersprach. Erst nach Drohung juristischer Schritte durch mich erfolgte im Mai 2006 die Streichung meines Namens. Der Rekord ist heute ein 3 mal 100 Meter Rekord mit Stern. Ein Schritt, zu dem die Person, die sich im Film dazu äußert – Uwe Trömer – als Juniorenvizeweltmeister und Dopinggeschädigter bis heute nicht in der Lage ist. Ich bin zu diesem Vorwurf nicht befragt worden. Er ist gemessen an dem Kraftaufwand, nur schon diese mindeste Forderung durchzusetzen, ein unvordenklicher Unsinn.
Vermeintlicher Betrug durch unglaubwürdige Bauchoperation
- „Den kompletten Bauch aufschneiden. Ich meine, wer glaubt denn so einen Unsinn. Da könnte man nicht mehr laufen. Ich habe erst vor paar Tagen wieder gelesen, dass alle inneren Organe verletzt wurden. Das ist ein Unding. Das geht nicht. Da kann man vor allem nicht 6 Wochen oder 8 Wochen später wieder laufen. Schlecht wie immer, aber gelaufen ist sie.“
Wegen Fluchtgefahr hatte die Staatssicherheit 1984 die OPK „Ernesto“ zu meiner Person eröffnet. Die Akte belegt einen mehrstufigen Plan, um mich aus dem Sport zu verbannen. 1. einen Mann in der DDR finden, der so aussieht wie der Mexikaner, in den ich mich verliebt hatte, um von meinen Fluchtplänen abzulassen. 2. Der Versuch, mich in die Stasi zu pressen, was nicht gelang. 3. Vier IMs in meinem Umfeld, die die Legende aufbauten, ich dope mich selber und besorge mir aus dem illegalen Pharmazienetz der Stasi selbständig Mittel. Wie beschrieben wäre das aus Sicht des Geheimdienstes sofort zu ahnden gewesen und der letztliche Grund, mich aus dem Sport zu entfernen. 4. besagte Operation am 4. 4. 1985, für deren Vorsätzlichkeit es allerding etliche starke Indizien gibt: 1. Es gab keinerlei medizinische Indikation dafür, 2. Es gibt einen Hinweis zur Operation in der OPK-Akte (Stasibericht vom 26. 4. 1985: „Dies wäre die Chance, sie für längere Zeit auf Eis zu legen.“ (OPK „Ernesto“, Seite 120), 3. Nach der Rekonstruktion des Bauchraumes 2003 hielt der operierende Chirurg fest: „Aufgrund des Befundes gab es keine Indikation für die Erstoperation 1985. Dennoch wurde sie durchgeführt, offensichtlich transmuskulär. Bei der erneuten Operation fand ich einen erstaunlichen Befund: ein schwerstes Verwachsungskonglomerat, im Unterbauch mit Einbeziehung von Dünndarm- und Dickdarmanteilen, den großen Netz sowie einer partiellen Dünndarmtorsion. Dieses folgenschwere Ergebnis ist aus medizinischer Sicht nicht nachvollziehbar.“
Das Dokument aus der Opferakte wird im Film eingeblendet, bleibt aber zielgenau ohne jede Einordnung. Der Bericht des Chirurgen über die Rekonstruktion des Bauchraumes, obwohl Uwe Karte vorliegend, bleibt unerwähnt. Befragt wurde ich nicht.
Vermeintlicher Betrug wegen politischer Verbannung aus dem Leistungssport
- „Ines Geipel war ja dann, wie sie ausgeschieden ist 1985, angeblich aus politischen Gründen aus dem DDR-Leistungssport verbannt, dann auch schon Mitte 20 … und perspektivlos.
Die am 21. 8. 1984 zu mir eröffnete Operative Personenkontrolle „Ernesto“ ist eindeutig: „Herauslösung aus dem Leistungssport wegen Fluchtgefahr“. Der Abschlussbericht endet mit dem Satz: „Der Kontakt der Geipel zu XXX und ihre Haltung dazu wurden zum Anlass genommen, dass die Geipel über IM/GMS in Schlüsselposition aus der Nationalmannschaft der DDR und dem SC Motor Jena im Oktober 1985 ausdelegiert wird. Mit der umfassenden Aufklärung der Person der Geipel und der Herauslösung aus dem Leistungssport der DDR ist die Zielstellung der OPK erreicht. Lt. Rahmenkatalog wird die Geipel nach Pkt. 4.6. einkategorisiert.“
Die Äußerung in Punkt 12 ist eine Falschaussage. Befragt wurde ich nicht. Nur wie ist mein Rausschmiss aus dem Sport wegen Fluchtgefahr anders als politisch zu sehen?
Vermeintlicher Betrug wegen Bummelstudiums
- „Ines Geipel hat dann in der DDR als Sprinterin ein Bummelstudium absolviert und hat dann wegen des verspäteten Berufseintritts vom Staatssekretariat für Körperkultur und Sport erhebliche Ausgleichszahlungen zusätzlich zum gängigen staatlichen Stipendium bekommen“
Der Vorwurf eines vermeintlichen Bummelstudiums ist so ehrenrührig wie perfide und suggeriert auch hier Nutznießer- bzw. Betrugsabsichten. Natürlich gingen auch Hochleistungssportler in der DDR ihrem eingeschriebenen Studium nach. Ich hörte erstaunlich viele Vorlesungen, machte Scheine, absolvierte Seminare, die alle bescheinigt sind. Das Studium war reduziert wegen der häufigen Abwesenheit in Trainingslagern, erhöhtem Trainingsaufwand und Wettkämpfen. Das war völlig normal und betraf alle Kaderathleten. Der Alltag war schwierig und belastet genug. Niemand dürfte diese Realität besser kennen als der vorwürfliche Protagonist selbst, der an derselben Uni mit nur einem Studienfach (Sport), nie Olympiakader war, aber eben auch viel Zeit brauchte. Die Aussagen bleiben von der Moderatorin unwidersprochen und unhinterfragt und dienen allein den Entlarvungsabsichten des Films. Ich wurde dazu nicht befragt.
Verschweigen der Parteimitgliedschaft, angebliche DDR-Dissidenz
„Sie hat verschwiegen, dass sie – bis sie die DDR verlassen hat über Ungarn – eine durchgängige SED-Mitgliedschaft hatte. Es hat also gegen Ines Geipel als angebliche DDR-Dissidentin nie ein Parteiverfahren gegeben.“
Ich habe in meinem Buch „Generation Mauer. Ein Porträt“ von 2014, also vor nunmehr neun Jahren, die Umstände meiner SED-Mitgliedschaft selbst öffentlich gemacht. Von Verschweigen keine Spur. Im Vorfeld der Olympischen Spiele 1984 stand ich durch die Bezirksleitung der SED unter Druck, Parteimitglied zu werden, ansonsten keine Teilnahme bei Olympia. Es gab keinen Olympiakader des SC Motor Jena in dieser Zeit, der nicht SED-Mitglied war. Es war die Bedingung für Los Angeles. In der OPK „Ernesto“ ist dazu zu lesen: „24 Stunden vor dieser Versammlung trat der Parteisekretär mit der Bitte an mich heran, ich möge ihn innerhalb kürzester Zeit eine Bürgschaft zu dieser Aufnahme schreiben, Geipel werde in Abwesenheit in die Partei aufgenommen, da die BL [Bezirksleitung] ihn unter Druck setzen würde und von ihm verlangen würde, dass das sofort zu geschehen hat.“ (Bericht FIM Ilja Vogelberg, OPK-Ernesto) Sich dem Beitritt zur SED zu verweigern, hätte zwangsläufig den Ausschluss aus dem Sport bedeutet. Aber auch meine Nicht-Ablehnung der Aufnahme hätte mir nicht geholfen. Letztlich bekam das MfS die Oberhand gegenüber dem Sport und beendete meine Sportkarriere. Dass die Initiative zum Parteibeitritt nicht von mir ausging, ist durch den Abschlussbericht der OPK einmal mehr belegt. Noch nach fast anderthalb Jahren intimster Ausforschung hält der Abschlussbericht fest: „Inoffiziell konnte erarbeitet werden, dass die G. sich besonders in ihrer Trainingsgruppe abfällig zur positiven Entwicklung in unserer Gesellschaft ausspricht. Weiterhin kommt ihre negative politische Haltung in ihren Äußerungen zu Mexiko zum Ausdruck.“ Abschlussbericht der OPK-Ernesto vom 23.4.1986)
Darüber hinaus mir nach der Verbannung aus dem Leistungssport eine besondere Staatsnähe nahezulegen, geht an der Realität vorbei. So heißt es in einer Stellungnahme der Universität Jena von 1993: „Im Juni 1989 – als niemand mit dem Ende der DDR rechnete – protestierte Ines Geipel öffentlich gegen die Massaker der damaligen chinesischen Regierung gegen die demokratische Studentenopposition und wollte damit gleichzeitig auf die restriktive Situation in der DDR aufmerksam machen. Es folgten nervenaufreibende und teils diskriminierende Auseinandersetzungen.“ (Stellungnahme des Amtierenden Institutsdirektors Endermann und der Seminargruppenleiterin Sigrid Lange der Universität Jena). Zur Studentin Ines Geipel bestätigt die Jenaer Dozentin Dr. Sigrid Lange außerdem: „Innerhalb der kritischen Jenaer Studentenszene war Frau Geipel für viele eine Vertrauensperson. Ihr menschlich-politisches Engagement brachte ihr mehrmals Maßregelungen durch die Universitätsbehörden ein, nach Abschluss ihres Studiums hatte sie keine berufliche Perspektive“. (Stellungnahme von Dr. habil. Sigrid Lange zu Ines Geipel vom 10.12.1992). Ähnlich äußert sich der Jenaer Klassikprofessor Helmut Brandt, der die mich mein ganzes Studium über kannte: „Die von mir damals nachdrücklich unterstützte Fürsprache, sie als Aspirantin einzustellen, fand keine Unterstützung, vielmehr den politisch motivierten Widerstand der maßgeblichen Institutionen“. Und er hebt hervor, dass Ines Geipel „durch ihren Freimut, mit dem sie sich in der DDR politisch äußerte, so sehr benachteiligt wurde.“ (Zum Antrag von Ines Geipel von Prof. Dr. Helmut Brandt vom 8.6.1992). Mir wurde die Dissertationsmöglichkeit aberkannt. Das Parteiausschlussverfahren, das es laut Aussage von Henrich Misersky nie gegeben haben soll, wird im Film als Dokument selbst eingeblendet.
Die Äußerungen des Protagonisten Henrich Misersky blieben unwidersprochen, es sind Falschdarstellungen, ich wurde nicht dazu befragt.
Vermeintlicher Betrug wegen angeblicher politischer Verfolgung.
- Die Frau hat nie gelitten in der DDR, hat sämtliche Privilegien genossen nach dem Sport, sie konnte einen der begehrtesten Studienplätze in der DDR bekommen, nämlich Germanistik. In Jena wurden alle zwei Jahre dort sieben, acht, neun Leute immatrikuliert. Und da war sie drin gewesen. Wie kann man dann auf die Idee kommen, dass man sagt: „Ich war eine Dissidentin. Ich war eine politisch Verfolgte.“
In Jena wurde alle drei Jahre für Diplomgermanistik immatrikuliert. Die Seminargruppen bestanden jeweils aus mehr als zehn Studierenden. Darüber hinaus gibt es von mir keine Aussagen über eine etwaige Dissidenz oder auch politische Verfolgung. Gleichwohl war es durchaus möglich, trotz Leistungssport und Studium in der DDR Opfer politischer Repression zu werden. Die Aussagen von Uwe Trömer bleiben ohne jeden Beleg und sollen auch hier die vermeintliche Lügenkonstruktion zu mir stützen. Ich wurde nicht dazu befragt.
Lügen, Manipulieren und eine Kartenhausbiografie
- „Aber Misersky und Trömer zum Beispiel sehen das Ansehen des Vereins schwer beschädigt … Ich kann nicht mit Lügen mich vor junge Sportler stellen und kann denen irgendwas über das Leben erzählen, weil es geht einfach um Wahrheit. Weil dieses gesamte Manipulieren von Geschichten, von Zahlen, von Biografien. Also Ines Geipels gesamte Biografie ist ja eigentlich ein Kartenhaus, was man umschnippsen kann. Und das alles zusammen muss einfach mal auf komplett neue Füße gestellt werden, weil sonst werden wir in der Geschichte definitiv niemals die Wahrheit über den DDR-Sport erfahren.“
Der Filmplot steuert an dieser Stelle auf seinen konkludierenden Höhepunkt zu: Lügen, Manipulation und eine Kartenhausbiografie, die man einfach so „umschnippsen kann“. Die Autosuggestion des Films: Die spektakuläre Lügenbiografie einer Kritikerin war abgeräumt worden. Nun konnte man mit der wirklichen Aufarbeitung beginnen. Willkommen im gelobten Land des DDR-Sports!
Eine grob ehrverletzende Äußerung, die nicht nur unwidersprochen bleibt, sondern im Gegenteil vom Filmemacher Uwe Karte dramaturgisch pointiert inszeniert wird. Das ist Ideologie pur, ein Film wider besseren Wissens und wider alle Fakten.
Nach der Ausstrahlung
Vor der Ausstrahlung des Films nahm ich Kontakt zur MDR-Chefredaktion auf. Es war ein Film unter dem reißerischen Titel „Doping – Dichtung“ im Internet angekündigt worden, aber ohne jeden Inhaltstext und ohne Autor. Ein Film incognito? Ich bat um Verständigung und Klarheit. Nach der Ausstrahlung erhielt ich eine SMS des MDR-Sportchefs Raiko Richter. „Und wie fanden Sie den Film?“ Am Tag darauf wandte mich ein weiteres Mal an die MDR-Chefredaktion und erhielt von Programmdirektor Klaus Brinkbäumer unten angehängte Antwort auf meine Fragen. An der Reaktion wird offenbar, dass die Programmdirektion des MDR nicht bereit ist, in einen seriösen Dialog mit den von ihren Produktionen Betroffenen zu treten. Das offenbart ein Beschwerdemanagement, das völlig undiskutabel ist. Immerhin geht es um eine Sendung, die – durch Steuergelder finanziert – einen öffentlich-rechtlichen Aufklärungsanspruch zu gewährleisten hat.
Sehr geehrte Rundfunkräte, der Film „Doping – Dichtung“ von Uwe Karte enthält ein Unmaß an Falschdarstellungen und verstößt in gravierender Weise gegen das Persönlichkeitsrecht wie gegen das Presserecht. Ich bitte Sie um Abklärung, wie ein solches Elaborat in Ihrem Sender möglich werden konnte. Wer ist dafür verantwortlich? Wer hat die Sendung redaktionell betreut? Wie ist es denkbar, dass die Programmdirektion einen solchen Film bis nach der Ausstrahlung protegiert? Des Weiteren bitte ich Sie um eine konkrete Information, was Sie als Rundfunkrat unternehmen, um eine solche Produktion auch gegenüber der Betroffenen zu heilen und in der Folge auch zu verhindern. Das Recht auf Gegendarstellung behalte ich mir vor.
Mit freundlichen Grüßen, Prof. Ines Geipel
Rundfunkrat Leipzig
Ihre Mail an die Intendantin zum Film „Doping – Dichtung“, 3. 2. 2023
Sehr geehrte Frau Geipel,
vielen Dank für Ihre Anfrage zu unserem Film „Doping und Dichtung“ an die Intendantin Frau Professor Wille. Sie bat mich, Ihre Fragen zu beantworten, was ich gern tue:
- einen manipulativen, faktenenthaupteten Journalismus, der nicht vor Rufmord und Verleumdung halt macht.
In welcher Sequenz des Filmes haben Sie Verleumdung festgestellt? Es gab die Anfrage an Sie, sich zu sämtlichen Themen des Films zu äußern. Diese Einladung haben Sie abgelehnt.
- den Einsatz von Stasiopferakten und ZERV-Akten, der eine Verletzung des Datenschutzrechtes darstellt und eine Persönlichkeitsverletzung ist.
Hier haben Sie die Möglichkeit der juristischen Prüfung. Die juristische Direktion des MDR hat im Vorfeld der Ausstrahlung des Filmes eine Einschätzung dazu gegeben.
- zwei Protagonisten (Trömer, Misersky) in der Sendung, bei denen jedwede Recherche im Hinblick auf ihre selbstverfälschenden Biografien ausgeblieben ist. Deutliche Hinweise lagen siehe unten vor.
Die zwei Protagonisten des Filmes wurden mit ihrer Vita detailliert vorgestellt. Ihre angehängten Artikel belegen nichts. Sie sind lediglich aus einer anderen und durchaus tendenziösen Perspektive erzählt.
- die verweigerte Möglichkeit, auf die massiven Falschbehauptungen im Hinblick auf meine Person im Vorfeld Stellung beziehen zu können. Dabei ist richtig, dass ich wissend um die tendenziöse Berichterstattung von Uwe Karte nicht bereit war, ein Interview zu geben. Das ist, wie Sie wissen, trotzdem kein Freibrief dafür, alles und jedes über eine Person falsch zu berichten und diese derart zu diskreditieren.
Welche im Film genannten Fakten sind aus Ihrer Sicht falsch? Sie hatten selbstverständlich die Möglichkeit, sich umfassend und detailliert zu äußern. Wir sind der journalistischen Sorgfaltspflicht nachgekommen und hätten gern das mutmaßliche Pro und Contra mit Ihnen gemeinsam abgebildet.
- das Fehlen eines Ankündigungstextes bzw. Autors noch Stunden vor der Sendung, bzw. nach meiner Intervention dann ein Ankündigungstext, der letztlich nichts mit der Sendung zu tun hat.
Das ist nicht richtig. Thema und knappe Inhaltsangabe waren in der Programmankündigung zu lesen.
- die Nichtangabe einer redaktionellen Verantwortung, wie sie im Öffentlich-Rechtlichen Standard ist.
Die redaktionelle Verantwortung ist im Copyright des MDR zu finden. Autor und Schnitt sind benannt.
- eine generelle Recherche zum Thema auf Augenhöhe des Standes der Aufarbeitung zum DDR-Staatsdoping.
Hier haben der Autor und die Redaktion seit Jahren eine umfassende Expertise. Welche Fakten sind falsch?
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Brinkbäumer
Programmdirektor
MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Anstalt des öffentlichen Rechts
Programmdirektion (Leipzig)
Kantstraße 71-73, 04275 Leipzig
Postanschrift: 04360 Leipzig
E-Mail: Programmdirektion-Leipzig@mdr.de
Der MDR im Internet: www.mdr.de
Datenschutzinformationen: www.mdr.de/datenschutzhinweise
Von: Ines Geipel [xxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Gesendet: Mittwoch, 1. Februar 2023 22:02
An: MDR-Chefredaktion <mdr-chefredaktion@mdr.de>
Betreff: Fwd: Bitte um Klarheit
Sehr geehrte Frau Wille, sehr geehrte Damen und Herren der Chefredaktion des MDR,
ich hatte Ihnen gestern unterstehende Mail geschickt und um Klarheit in Bezug auf die Sendung „Doping – Dichtung“ gebeten.
Von Ihnen keine Reaktion.
Die Sendung nun hat geliefert:
- einen manipulativen, faktenenthaupteten Journalismus, der nicht vor Rufmord und Verleumdung halt macht.
- den Einsatz von Stasiopferakten und ZERV-Akten, der eine Verletzung des Datenschutzrechtes darstellt und eine Persönlichkeitsverletzung ist.
- zwei Protagonisten(Trömer, Misersky) in der Sendung, bei denen jedwede Recherche im Hinblick auf ihre selbstverfälschenden Biografien ausgeblieben ist. Deutliche Hinweise lagen siehe unten vor.
- die verweigerte Möglichkeit, auf die massiven Falschbehauptungen im Hinblick auf meine Person im Vorfeld Stellung beziehen zu können. Dabei ist richtig, dass ich wissend um die tendenziöse Berichterstattung von Uwe Karte nicht bereit war, ein Interview zu geben. Das ist, wie Sie wissen, trotzdem kein Freibrief dafür, alles und jedes über eine Person falsch zu berichten und diese derart zu diskreditieren.
- das Fehlen eines Ankündigungstextes bzw. Autors noch Stunden vor der Sendung, bzw. nach meiner Intervention dann ein Ankündigungstext, der letztlich nichts mit der Sendung zu tun hat.
- die Nichtangabe einer redaktionellen Verantwortung, wie sie im Öffentlich-Rechtlichen Standard ist.
- eine generelle Recherche zum Thema auf Augenhöhe des Standes der Aufarbeitung zum DDR-Staatsdoping.
Lassen wir es dabei bewenden. Ihr falsches Rührstück ist ein Fass ohne Boden. Es wird seine Funktion im Sinne des Abräumens der geleisteten Aufarbeitung in Sachen DDR-Sport erfüllt haben. Ob es am Ende der Reputation des MDR dienlich ist, wird sich weisen, siehe unten FAZ von morgen.
Dennoch hätte ich gern von Ihnen zu den sieben angegebenen Punkten eine Klarstellung in der Sache. Dass ich mich damit ohnehin an den Rundfunkrat wende, dürfte keine Frage sein.
Und noch: Eine Antwort möchte ich bitte von Ihnen! Das Ganze an den MDR-Sportchef Raiko Richter weiterzuleiten, ist hier keine Lösung. Er schrieb mir nach der Ausstrahlung der Sendung per SMS: „Und wie fanden Sie den Film“?
Mit freundlichen Grüßen, Prof. Ines Geipel
Anfang der weitergeleiteten Nachricht:
Von: Ines Geipel <xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff: Bitte um Klarheit
Datum: 31. Januar 2023 um 11:26:57 MEZ
Sehr geehrte Frau Wille, sehr geehrte Damen und Herren der Chefredaktion des MDR,
der MDR sendet heute Abend den Film „Doping und Dichtung“, ohne jeden Ankündigungstext und ohne jede Autorenangabe.
Ein Film incognito?
Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass es sich dabei um einen Film von Uwe Karte handeln wird, bzw. von einem Team um ihn.
Sehr geehrte Frau Wille, sehr geehrte Damen und Herren, könnte ich Sie bitten, dafür Sorge zu tragen, dass es in diesem Film nicht zu Verletzungen des Persönlichkeitsrechts kommt und auch nicht aus geschützten Opferakten, ZERV-Akten, medizinischen Akten zitiert wird?
Die Opfer stehen, wie Sie wissen, in diesem Land gerade im Hinblick auf ihre eigenen Akten unter ausdrücklichem Schutz. Das Stasiunterlagengesetz gibt Auskunft dazu.
Die Doping-Opfer-Hilfe, respektive meine Person als ehemalige langjährige Vorsitzende, befinden sich seit nunmehr fast fünf Jahren in einer Politkampagne, belegbar durch Altstasinetzwerke gesteuert, bei der es wie die Protagonisten selber betonen, ums „Abräumen und „Nachwaschen“ geht, das heißt darum, die geleistete Aufarbeitung im DDR-Sport zu drehen.
Ich hatte Herrn Karte – wie Sie unten sehen können – einiges an Material dazu geschickt.
Da ich sein tendenziöses Stück vom Sommer 2022 zu Henrich Misersky kenne, kann ich nicht davon ausgehen, dass die aktuelle Quellenlage Eingang in den Film genommen hat.
Ich wäre Ihnen von daher sehr dankbar, wenn Sie die Gewähr geben könnten, dass sich die gehabten Verletzungen nicht wiederholen und wenn wir uns heute im Verlauf des Tages noch einmal kurz dazu verständigen könnten.
Ich erfuhr von der Ausstrahlung erst heute morgen per Zufall. Sie war ja auch nicht ganz leicht zu entdecken.
Meine Handynummer ist die: xxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Mit einem herzlichen Dank und freundlichen Grüßen, Prof. Ines Geipel